Gebrauchte Schlagzeuge
Gerade der Gebrauchtmarkt ist sehr unübersichtlich, da sich hier Schlagzeuge der letzten Jahrzehnte wieder finden. Bei einem 40 Jahre alten Schlagzeug kann es sich zum Beispiel um ein gesuchtes Liebhaberstück handeln, es kann aber auch der letzte Schrotthaufen sein. Selbst ein bekannter Markenname schützt hier nicht vor einem Fehlkauf.
Auch Firmen, die heute zu den Marktführern gehören, haben einmal klein angefangen und Drumsets hergestellt, die man heute nicht einmal mehr zum Discounterpreis anbieten könnte.
Da es besonders bei gebrauchten Schlagzeugen schwierig ist Qualität und Preis einzuschätzen, hier ein paar hilfreiche Antworten auf häufig gestellte Fragen:
Wie viel hat das Drumset einmal neu gekostet?
Wenn man sich zum Kauf eines gebrauchten Schlagzeugs entschließt, dann nicht zuletzt, weil man sich eine größere Ersparnis gegenüber dem Neupreis erwartet.
Dazu muss man erst einmal den Neupreis kennen, was schon bei Schlagzeugen, die älter als zwei Jahre sind, schwierig werden kann, da gerade bei No Name Produkten viele Hersteller so schnell verschwinden, wie sie auf dem Markt aufgetaucht sind.
Bei Markenherstellern wird die Ermittlung des Neupreises dadurch erschwert, dass viele Serien nach wenigen Jahren aus dem Programm genommen, bzw. stark überarbeitet werden.
Ein Pearl Export aus der ersten Serie (mittlerweile gibt es ca. 8 Generationen) hat mit einem gleichnamigen Set, das heute unter diesem Namen im Laden steht so viel zu tun, wie ein VW Golf I mit der aktuellen Baureihe.
Man kann sich natürlich bezüglich des Neupreises auf die Angaben des Verkäufers verlassen, sollte sich dies aber durch Originalrechnungen belegen lassen.
Ein beliebter Trick, ein Angebot günstig erscheinen zu lassen ist es immer wieder, den Neupreis höher anzusetzen, als er ursprünglich war.
Selbst ein Beleg, dem man entnehmen kann, dass ein Schlagzeug einmal 1000.-€ gekostet hat, besagt noch lange nicht, dass das gleiche Drumset, in einem anderen Laden, nicht auch für 800.-€ zu haben gewesen wäre.
Was ist ein Markenprodukt und woran kann ich das erkennen?
Ein Markenhersteller zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass er längere Zeit auf dem Markt vertreten ist und auch Schlagzeuge der höheren Preisklassen im Sortiment hat.
Bei kompletten Drumsets die im Neupreis über 500.-€ liegen, sind kaum No Name Produkte zu finden.
Gerade bei gebrauchten Schlagzeugen ist es manchmal nicht ganz einfach festzustellen, um welche Marke es sich handelt. Viele Drumsets haben schon mehrere Vorbesitzer erlebt, die im Laufe der Jahre Teile ausgetauscht, ergänzt oder repariert haben. Es kommt nicht selten vor, dass ein Schlagzeug aus vielen Einzelteilen zusammengestellt ist, die von unterschiedlichen Marken- bzw. No Name Herstellern stammen.
Sollte sich zum Beispiel auf einer Snaredrum der Schriftzug eines Markenherstellers finden, bedeutet das noch lange nicht, dass das ganze Set von dieser Firma stammt.
Leider gibt es auch einige kriminelle Zeitgenossen, die No Name Schlagzeuge mit Aufklebern von Markenschlagzeugen bekleben, um sie so an ahnungslose Laien zum überteuerten Preis verkaufen zu können.
Letztendlich kann in vielen Fällen nur der Fachmann erkennen, um welches Produkt es sich handelt. Deshalb empfiehlt es sich für Einsteiger immer jemanden zu Rate zu ziehen (z.B. Schlagzeuglehrer), der sich mit der Materie auskennt.
Einige Teile sind defekt, oder fehlen komplett. Was nun?
Billig gekauft kostet doppelt.
Diese Weisheit gilt nicht zuletzt beim Kauf defekter, oder unvollständiger Schlagzeuge.
Eben mal nur neue Felle für ein komplettes Drumset können schnell weit über 100,– € kosten. Spezielle Ersatzteile sind verhältnismäßig teuer und häufig nicht mehr verfügbar. Allein bei Stimmschrauben gibt es über zehn verschiedene Gewindetypen, dort die Richtige zu finden kann schnell zur Mission Impossible werden.
Wenn man ein unvollständiges Schlagzeug angeboten bekommt, sollte man sich zuerst über den Preis und die Verfügbarkeit der fehlenden Teile informieren und wird schnell feststellen, dass es dann meist günstiger ist ein neues Drumset zu kaufen.
Kauf von Privat, oder beim Händler?
Natürlich besteht beim Kauf von Privat immer die Möglichkeit ein Schnäppchen zu machen.
Sollten sich dann aber später Schäden zeigen, muss man sich in der Regel selbst darum kümmern diese zu beheben. Hier gilt das Prinzip gekauft wie gesehen.
Auf der Suche nach einem gebrauchten Drumset in privaten Kellern und auf Dachböden kommt es nicht selten vor, dass man sich eine Menge Schrotthaufen ansehen muss bis erstmal etwas Vernünftiges dabei ist.
Wenn man die Zeit rechnet, die man dafür aufwendet und den Spritverbrauch dazuzählt, kann so ein Kauf auch sehr schnell teuer werden.
Schlagzeuglehrer, die sich netterweise als Berater zur Verfügung stellen, sind auch irgendwann mit ihren Kräften am Ende und können in der Regel mit ihrer Freizeit etwas besseres anfangen als sich auf die Suche nach einem günstigen Schlagzeug zu begeben.
Es gibt auch einige Läden die gebrauchte Schlagzeuge anbieten. Hier ist, im Schadensfall, das Recht auf Seiten der Kunden, denn jeder Händler ist auch bei Gebrauchtware gesetzlich verpflichtet ein Jahr Gewährleistung einzuräumen.
Auch die Gefahr von einem Händler ein No Name Set als Markenschlagzeug angedreht zu bekommen ist geringer, denn er ist Fachmann und kann sich nicht auf Unwissenheit herausreden. Außerdem sprechen sich unseriöse Praktiken in der Branche sehr schnell herum und negative Publicity ist im Internetzeitalter für jeden Spezialladen tödlich. Natürlich kosten Schlagzeuge beim Händler meistens etwas mehr, aber Service, Auswahl, Beratung und Gewährleistung haben nun mal ihren Preis.